Die alte Kirche: der älteste Zeuge der Henglarner Geschichte
Nach einer alten mündlichen Überlieferung beginnt die Geschichte Henglarns in der Zeit um 800 nach Christi Geburt. Hartnäckig hält sich im Ort die Legende, dass der heilige Meinolfus die Henglarner Kapelle, von der der untere Teil des Turmes noch im Original erhalten ist, eingeweiht haben soll. Der heilige Meinolfus wurde zwischen 770 – 780 in Böddeken geboren. Die genaue Jahresangabe liegt nicht vor.

Wer war der heilige Meinolfus?
Der Legende nach wurde Meinolfus, zur Zeit der Christianisierung und Verfolgung der heidnischen Sachsen durch die Krieger Karls des Großen, von einer sächsischen Adeligen auf der Flucht im Tal von Böddeken geboren.
Karl der Große nahm sich nun dieses Knaben an und gab ihm eine hervorragende Ausbildung. Meinolfus nahm bald, in dem von Karl dem Großen gegründeten Bistum Paderborn, eine besondere Stellung ein. So gründete er 817, in dem Tal, in dem er geboren wurde, das Kloster Böddeken.
836 leitete er als Archidiakon die Überführung der Gebeine des heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn.
Als sehr junger Mann muss Meinolfus auch noch den heiligen Sturmius erlebt haben. Sturmius war ein Schüler des heiligen Bonifatius und ein besonderer Freund Karls des Großen. Karl betraute ihn ausdrücklich mit der Bekehrung der Sachsen.
Sturmius zog auch predigend durch unsere Gegend und seine Missionierungen sind für das Sintfeld, das ihn noch heute als Apostel des Sintfeldes verehrt, und für das Altenautal bezeugt.
850 starb Meinolfus und wurde in dem von ihm gegründeten Kloster beigesetzt. Bereits 877 erfolgte, unter großer Beteiligung der Bevölkerung, die feierliche Erhebung der Gebeine und die Umbettung in einen Schrein. Im 13. Jahrhundert wurde er heilig gesprochen.
Meinolfus war unermüdlich für das Bistum tätig
Mit er Überführung der Gebeine des heiligen Liborius sorgte er für einen geistigen Schutzpatron dieser Diözese.
Datierung des Kapellenbaus
Der Bau unserer Kapelle lässt sich nicht genau lokalisieren. Wir sind auf Schätzungen und Vermutungen angewiesen.
Aus der Stiftungsurkunde des Bischofs Meinwerk für das Busdorfstift im Jahr 1036 wissen wir, daß Henglarn zu den 13 Vorwerken des bischöflichen Haupthofes Enenhus gehörte.
Diese Höfe und Vorwerke waren, wie schon erwähnt, die Keimzellen der nach ihnen benannten dörflichen Siedlungen.
Da diese Siedlungen stark bevölkert waren und die Lehnsherren und Stifte, in diesem Fall war der Lehnsherr – sogar der Bischof, im Eifer der noch laufenden
Missionierung bestimmt in jedem größeren Vorwerk eine Kapelle bauten. Ist anzunehmen, dass der 1. Bauabschnitt unserer Kapelle in dieser Zeit zu suchen ist.
In vielen Fällen lässt es sich nachweisen, dass von Villikationshöfen Kirchen gebaut wurden. Die Kirche gehörte den Eigentümern des Grundstücks. Das Enenhuser Vorwerk Henglarn war bischöfliches Tafelgut. Vielfach sind diese Güter auch Schenkungen des Königs an die Bischofskirche, z.B. durch Karl den Großen. in Henglarn ist um 1127 ein Kaisergut bezeugt.
Kriterium für den Standort einer Kirche war nicht nur die Siedlungslage, die Verkehrslage, sondern auch die Verteidigungsfähigkeit. So war die Ostseite geschützt durch die Steilböschung der Altenau.
Die Kirche war oft der einzige Steinbau im Ort. Sie bot Schutzraum und es konzentrierte sich die weitere Bebauung um dieses Gotteshaus.29
Die alte Kirche (Kapelle) von Henglarn ist, im Gegensatz zu vielen Kirchenbauten jener Zeit im Umkreis, eine Steinkirche gewesen.
Die Autoren des Buches "Die Bau- und Kunstdenkmäler Westfalens", Körner und Schotte, bezeichnen den Turmsockel wegen seines romanischen Baustiles, noch aus der Zeit vor 1000. Da der Turm noch ohne Eckquadem gebaut sei, sondern nur aus flachem Bruchstein, sei der Bau noch der frühromanischen Zeit, also dem 8. Jahrhundert zuzuordnen.
Hier schließt sich der Kreis. Es ist also durchaus anzunehmen, dass der heilige Meinolfus in dieser Kapelle gepredigt haben kann, bzw. sie eingeweiht hat.
Henglarn hat den Namen dieses heiligen Kirchenmannes aus unserer Gegend durch die Benennung einer Straße, der Meinolfusstraße in der Henglarner Siedlung, der Nachwelt in Erinnerung gebracht.
Erweiterung der Kapelle
Die Chronik des Jahres 1861 enthält eine Aussage, mit der wir in der Geschichte unserer Kirche weit zurückblättem können.
Der bemerkenswerte Satz lautet:
"Am 2ten Januar starb seine Majestät Friedrich Wilhelm 11., unser allergnädigster König und Landesvater. 14 Tage lang wurden in allen Kirchen des Landes
die vollen Glocken geläutet. Unsere Glocke, welche 258 Jahre alt war, sprang infolge des Läutens in dieser Kälte".
Wenn wir von 1861 258 zurückrechnen, erreichen wir das Jahr 1603.
In diesem Jahr schafften die Henglarner eine neue Glocke an. Das wäre weiter nicht erwähnenswert, aber mit der Anschaffung dieser Glocke, einer sehr großen, waren umfangreiche Umbauten am Kirchturm und am Kirchenschiff verbunden.
Für die neue Glocke wurde eigens eine geräumige Glockenstube gebaut. Bei diesen Bauarbeiten musste der Turmhelm abgenommen und später wieder auf die neue Glockenstube aufgesetzt werden. Durch diesen Umbau wurde der Kirchturm um fast 4 Meter höher und erhielt sein heutiges, einmaliges charakteristisches Aussehen.
Die Glockenstube besteht aus beschiefertem Fachwerk und ist vorgekragt. Das heißt, sie ist größer als die Mauern des Turmstumpfes und ragt über diese hinaus.
Gleichzeitig wurde der Turm mit zwei Strebepfeilern versehen, um ihn, bei den Schwingungen der Glocke, standfester zu machen.
Die Kirche erhielt ferner einen neuen Eingang, und zwar im Turm zwischen den beiden Strebepfeilern, von Westen her gesehen.
Der ursprüngliche Eingang lag auf der Südseite, von Beilen Haus her, und zwar vor dem Turm im Kirchenschiff. Dieser Zugang muss sich wohl für die Andacht der Kirchenbesucher als sehr störend erwiesen haben, so dass man sich für einen neuen Eingang entschloss.
Auch wurde die Halle der Kirche um zwei drittel ihrer bisherigen Länge in Richtung Osten, zur Altenau hin, vergrößert. Vor die Ostwand setzten die Bauleute einen weiteren Strebepfeiler, um so die sehr alten Teile der Kirche zu stützen.
Nach diesem Umbau war das einschiffige Gotteshaus 12,50 in lang und 4,90 m breit. Schiff und Turmhalle waren mit einer Holzdecke versehen. Nach Storks Haus hin, also Richtung Norden, befand sich in der Halle ein kleines schmales Fenster und zur Südseite, nach Beilen hin, waren zwei Fenster vorhanden. Nach Osten, hinter dem Altar, befanden sich rechts und links des äußeren Strebepfeilers ebenfalls zwei Fenster. Alle Fenster hatten einen geraden Öffnungsabschluß.
Dieser Umbau wurde sicher nicht nur wegen der neuen Glocke vollzogen sondern auch, weil die Bevölkerungszahl des Dorfes sehr zugenommen hatte, Nach dem "Registrum Personarum" Anno 1683 "conscribirt", also 80 Jahre nach dem Umbau, zählt Henglarn 249 Einwohner. Bemerkenswert ist auch, dass die Bewohner diese hohen Kosten auf sich nahmen, obwohl nur an 3 Sonntagen im Jahr dort Messen gelesen wurden. Der Pfarrer von Atteln war verpflichtet, auf Margarethen, zur Kirchweih (Sonntag nach Martin) und am Andreastag ein Hochamt zu hatten.
Kommen wir noch einmal zur Kirche vor dem Umbau, also vor 1600, zurück.
Der Turmsockel und das erste Drittel des Kirchenschiffes weisen, wie schon erwähnt, einen romanischen Baustil auf. Erbaut also um das Jahr 1000. Die erste Kirche, bezeichnen wir sie einmal als Urkirche, könnte vor dem Umbau im Jahr 1600 so ausgesehen haben, wie wir heute noch die alte Kirche in Dörenhagen vorfinden, mit niedrigem, gedrungenem Turm. Denn auch diese Kirche stammt aus jener Zeit. Bis in das 12. Jahrhundert soll unsere Kirche eine Pfarrkirche gewesen sein.
Umzug in die neue Kirche
1894 weihten die Henglarner ihre neue Kirche ein. Die alte Kirche blieb ungenutzt, und das Schiff musste 1905 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Zum Teil erfolgte der Abbruch in Nacht- und Nebelaktionen. Die Einwohner holten sich die Bruchsteine einfach als Baumaterial, so wurde überliefert.
1927 gestaltete die politische Gemeinde den Turm und das Gelände zu einem Ehrenmal für die gefallenen Söhne des Dorfes um. Vorausgegangen aber war ein jahrelanger Streit mit der preußischen Bezirksregierung in Minden, die sich an den Renovierungskosten beteiligen sollte und es schließlich auch mit einem Beitrag tat.